Stadtrat stellt 100.000 Euro für Gemeinwohlleistungen zur Verfügung
Die Bodenfruchtbarkeit steigern, die Grundwasserreinheit und die Grundwasserneubildung unterstützen, Insekten schützen, Biodiversität fördern und junge Menschen ausbilden – das alles sind Leistungen, die Landwirtinnen und Landwirte für die Gesellschaft erbringen, ohne dass diese vergütet werden.
Der Stadtrat der Stadt Neumarkt hat jetzt am 25. September den Startschuss für ein Pilotprogramm gegeben, das diese Leistungen der Landwirtschaft honoriert. Neumarkt ist damit die erste Kommune überhaupt, die auf der Basis der sogenannten Regionalwert – Leistungsrechnung ein derartiges Vergütungsprogramm für die lokale Landwirtschaft auflegt.
Entwickelt hat die Methodik der Regionalwert Leistungsrechnung die gleichnamige Regionalwert Leistungen GmbH. Die rund 400 Kennzahlen wurden gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten, Wissenschaftlern und weiteren Stakeholdern in Workshops erarbeitet. Im Ergebnis werden angezeigt, welchen monetären Wert die Regionalwertleistungen haben und welcher Nachhaltigkeitsgrad in den verschiedenen Dimensionen und Bereichen erreicht wird.
Bereits letztes Jahr wurden in Neumarkt erste Überlegungen angestellt, wie Gemeinwohl-Leistungen, die durch landwirtschaftliche Betriebe erbracht werden, honoriert werden könnten. Dazu wurden insbesondere auch Gespräche mit der Neumarkter Lammsbräu geführt, die bereits Erfahrungen mit der Zahlung einer Gemeinwohlprämie an ihre Liefer-Betriebe der Erzeugergemeinschaft ökologische Braustoffe gemacht haben.
Gemeinsam mit der Regionalwert Leistungen GmbH und mit der Expertise von Prof. Jan Niessen, Leiter des Kompetenzzentrums Nachhaltige Ernährungs- und Ressourcenwirtschaft (K.NER) am Standort der TH Nürnberg in Neumarkt wurde daraufhin ein Modellvorhaben entwickelt, in das interessierte lokale landwirtschaftliche Betriebe intensiv eingebunden wurden. Insgesamt 8 Modellbetriebe beteiligten sich und erfassten ihre Daten mit der Regionalwert-Leistungsrechnung. Diese intensive Einbeziehung der landwirtschaftlichen Betriebe war entscheidend, um ein praxisorientiertes Vorgehen zu sichern. Die Stadt Neumarkt koordinierte die Durchführung dieses Modellvorhabens und organisierte dazu zwischen November 2024 und Juli 2025 verschiedene Austausch- und Informationsformate. Ergebnis dieses Prozesses war schließlich der Entwurf eines dreijährigen Pilotprogramms, das jetzt nach dem Stadtratsbeschluss ab Januar 2026 starten kann.
„Der einstimmige Beschluss des Stadtrates von Neumarkt in der Oberpfalz ist ein tolles politisches Signal, das große Beachtung finden wird. Die finanzielle Honorierung der Leistungen, die von Landwirtinnen und Landwirte für das Gemeinwohl erbracht werden, ist ein hoffnungsvoller Anfang, aus dem mehr entstehen kann – in anderen Kommunen in Bayern, Deutschland und darüber hinaus, sagt Christian Hiß, Geschäftsführer der Regionalwert Leistungen GmbH.
Um als landwirtschaftlicher Betrieb an dem Vergütungsprogramm partizipieren zu können, müssen ein paar grundlegenden Kriterien erfüllt sein. Der landwirtschaftliche Betrieb muss auf mindestens 5 ha auf eigenen oder gepachteten Flächen im Stadtgebiet Neumarkt wirtschaften und an der Regionalwert-Leistungsrechnung teilnehmen. Die Auszahlung der Vergütungsleistung erfolgt dann ab einem erreichten Nachhaltigkeitsgrad von 55 % nach Vorlage aller Daten und Bewertung durch die Regionalwert Leistungen GmbH einmalig in den Kalenderjahren 2026, 2027 und 2028. Die Basisvergütung bei einem Nachhaltigkeitsgrad von mindestens 55% beträgt 1.200,00 Euro. Pro Prozentpunkt steigt die Vergütungssumme um 100,00 Euro. Bei einem Nachhaltigkeitsgrad von 85% oder mehr erreicht die Vergütungssumme den maximalen Betrag von 4.200,00 Euro. Kleinere Betriebe sollen besonders bevorzugt werden. Deshalb erfolgt die Vergütung unabhängig von der Betriebsgröße.
Die Motivation der Stadt Neumarkt, dieses Vergütungsprogramm aufzulegen, liegt in einem gemeinwohlorientierten Ansatz, um eine nachhaltige Entwicklung im Sinne der Neumarkter Nachhaltigkeitsstrategie insbesondere in den Handlungsfeldern Klimaschutz, Klimaanpassung, Biodiversität sowie Lebensstil und Ernährung zu fördern. Die Stadt will damit einen ersten Schritt zu mehr Aufmerksamkeit und mehr Wertschätzung für nachhaltige Praktiken und Leistungen in der Landwirtschaft machen.
Landwirtschaftliche Betriebe, die gerne an dem Programm teilnehmen möchten, können sich ab sofort unverbindlich bei der Stadt Neumarkt melden. Kontakt: Ralf Mützel, Amt für Nachhaltigkeit, Tel. (09181)255-2608, Mail: